Der SFB „Extinktionslernen“ geht mit dem IfADo in die zweite Förderphase

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte die zweite Förderphase für den SFB 1280 „Extinktionslernen“, an dem Forschende der RUB, der Universität Duisburg-Essen, der Philipps-Universität Marburg sowie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund IfADo beteiligt sind.

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Das Gehirn vergisst nichts

Der SFB 1280 „Extinktionslernen“ hat sich für die zweite Förderperiode große Ziele gesetzt: „Wir wollen in unserer Forschung von den Genen über das Gehirn bis zum Verhalten umfassend die Wirkmechanismen des Extinktionslernens verstehen“, erklärt Sprecher Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Güntürkün, Inhaber des Lehrstuhls Biopsychologie der RUB. „Dabei wollen wir neue Methoden einsetzen beziehungsweise entwickeln, mit denen es möglich ist, die Geschehnisse im Gehirn während des Lernens von der einzelnen Zelle bis zum gesamten System zu verfolgen, experimentell zu manipulieren und mit computationalen Modellen zu simulieren.“ Aufgrund dieser Erkenntnisse will das Team neue therapeutische Möglichkeiten für Patientinnen und Patienten entwickeln, die unter Angststörungen oder chronischen Schmerzen leiden.

In den ersten vier Jahren der Förderung konnten die Forschenden in mehreren Bereichen mehr erreichen als sie anfangs erwartet hatten. So konnten sie ihre These belegen, dass Gelerntes häufig nicht aus dem Gehirn ausradiert wird; das heißt, wir vergessen viel weniger als wir glauben. Stattdessen wird ein zweites Gedächtnis ausgebildet, das die Erinnerungen des ersten hemmt. Doch nicht nur das Ereignis selbst, sondern auch die Situation in der dieses Ereignis stattfand wird mitgelernt. Wenn dieser Kontext plötzlich erneut auftaucht, fällt die Hemmung weg und wir erinnern uns schlagartig an eine Gegebenheit, die wir vergessen wähnten. „Deswegen ist es zum Beispiel bei Angstpatient*innen hilfreich, wenn in der Therapie ein Kontext vorliegt, der dem ähnelt, in dem die Angst regelmäßig auftaucht“, so Onur Güntürkün.

Der SFB hat die bisherige Karte, wo im Hirn Extinktionslernen stattfinden, erweitert und verändert. Insbesondere welche Aufgaben das bisher eher unbeachtete Kleinhirn leistet, haben die Forschenden neu definiert. Diese Erfolge resultieren aus den komplementären Expertisen eines Forschungsprogramms, in dem Expertinnen und Experten aus Psychologie, Neurologie, Biologie und theoretischer Neurowissenschaft ihr jeweiliges Fachwissen synergistisch einbringen. „Mit dieser Erfolgsformel können wir nun vier weitere Jahre forschen, um die Mechanismen des Extinktionslernens tiefer zu entschlüsseln und diese Erkenntnisse für klinische Interventionen zu nutzen“, freut sich Güntürkün.

Kontakt
Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Güntürkün
Arbeitseinheit Biopsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 26213
E-Mail: onur.guentuerkuen@rub.de

Homepage des SFB 1280: https://sfb1280.ruhr-uni-bochum.de/

Beteiligung des IfADo in den Teilprojekten
(A03) Funktionelle Rolle und dynamische Änderung der Extinktion Netzwerkkonnektivität
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/371942815

(A06) Nachweis der Kausalität: Zerebelläre und präfrontale Funktion bei der Furchtkonditionierung
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/372435469

Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Michael Nitsche
Leitung Fachbereich Psychologie und Neurowissenschaften
Ardeystrasse 67 Dortmund Nordrhein-Westfalen DE 44139
Presse Kontakt:
Anne Gregory
Pressereferentin
Ardeystrasse 67 Dortmund Nordrhein-Westfalen DE 44139

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