Arbeit der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln wird für drei Jahre gefördert

11.01.2023

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Arbeit der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) in den nächsten drei Jahren mit rund 800.000 Euro. Die SKLM berät den Senat der DFG sowie Bundes- und Landesregierungen, Parlamente und Behörden zu Fragen der Lebensmittelsicherheit. Seit Sommer 2017 ist Prof. Dr. Jan Hengstler, Leiter des Forschungsbereichs Toxikologie am IfADo, Vorsitzender der SKLM.

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Welche Mechanismen wirken bei einer Paracetamol-Vergiftung der Leber?

28.12.2022

Vergiftungen mit Paracetamol (APAP) sind die zweithäufigste Ursache für Lebertransplantationen weltweit. Doch noch sind nicht alle Zusammenhänge bekannt, die zu einer Leberschädigung durch APAP führen. Mit Hilfe funktioneller Bildgebung untersucht das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) daher in einem neuen Forschungsprojekt zum einen, wie eine vorübergehende Gallenstauung nach einer APAP-Vergiftung zur Leberschädigung beiträgt. Zum anderen wird erforscht, ob diese Leberschädigung durch Medikamente reduziert werden kann. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und hat eine Laufzeit von drei Jahren.

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Ähnlichkeit von Hepatozyten aus Leber und aus Stammzellen verbessert

15.08.2022

Die Forschung mit Stammzellen wird immer wichtiger, denn Stammzellen können sich in jede beliebige Körperzelle entwickeln – in Haut-, Nerven- oder Organzellen wie Leberzellen, die sogenannten Hepatozyten. Stammzellen können daher beispielweise bei der Therapie von Organschäden oder als Alternative zu Tierversuchen eingesetzt werden. Noch gibt es aber große Unterschiede zwischen gewonnenen Hepatozyten aus einer Leber und aus Stammzellen. Forschenden am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) ist es gelungen, einen wichtigen Grund für diesen Unterschied zu identifizieren, sodass die beiden Zellvarianten zukünftig ähnlicher sein können.

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Auf Grund von Datenlücken empfiehlt SKLM Neubeurteilung von Acetaldehyd als Aromastoff

01.08.2022

Acetaldehyd kommt natürlicherweise in zahlreichen Lebensmitteln vor und wird aufgrund seines fruchtigen Geschmacks auch als Aromastoff eingesetzt. Die Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die aktuelle Datenlage zur Bewertung des gesundheitlichen Risikos der Verwendung von Acetaldehyd als Aromastoff geprüft. Angesichts zahlreicher Datenlücken, die für eine vollständige Risikobewertung geschlossen werden müssen, und den sich daraus ergebenden Unsicherheiten, kommt die Kommission zu dem Schluss, dass Zweifel an der Sicherheit von Acetaldehyd als Aromastoff bestehen. Nach Ansicht der SKLM sollte daher der gezielte Zusatz von Acetaldehyd als Aromastoff aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes neu beurteilt werden.

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Unterbrechung der Gallensäureaufnahme durch Leberzellen nach einer Paracetamol-Überdosis mildert Leberschädigung

10.06.2022

Vergiftungen mit Paracetamol (Acetaminophen – APAP) sind eine häufige Ursache für Leberversagen. Doch noch sind nicht alle Zusammenhänge bekannt, die zu einer Leberschädigung durch APAP führen. Vor allem die Rolle der Gallensäuren ist unklar. Das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) hat daher untersucht, warum die Konzentration von Gallensäuren nach einer APAP-Vergiftung in der Leber ansteigt. Die neuesten Erkenntnisse haben die Forschenden im Journal of Hepatology veröffentlicht: Die Gallensäuren werden durch einen Kreislauf immer wieder in die Leber geleitet, statt direkt aus der Leber zu fließen. Die Unterbrechung dieses Kreislaufs verringert die Leberschädigung massiv.

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Start des europäischen Forschungs- und Innovationsprogramms PARC zur Verbesserung der Risikobewertung von Chemikalien

06.06.2022

Die Europäische Partnerschaft für die Bewertung der von Chemikalien ausgehenden Risiken (PARC) zielt darauf ab, eine neue Generation der Risikobewertung von Chemikalien zu entwickeln, die sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt in einem „One Health“-Ansatz berücksichtigt. Sie wird dazu beitragen, die Chemikalienstrategie der Europäischen Union für Nachhaltigkeit und das Ziel des Europäischen Green Deal, die Umweltverschmutzung auf Null zu reduzieren, zu unterstützen. PARC bringt fast 200 Partner aus 28 Ländern – darunter auch das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) – sowie EU-Agenturen zusammen und wird von ANSES koordiniert.

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Neues Forschungsprojekt untersucht die Entstehung von Eierstockkrebs

10.01.2022

Eierstockkrebs hat eine schlechte Prognose, da er oft erst in einem späten Stadium diagnostiziert wird, in dem eine Heilung schwierig ist. Daher versuchen Forschende des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) die molekularen Mechanismen der Krankheit genauer zu verstehen. Ein wichtiges Merkmal von Eierstockkrebs und Krebs im Allgemeinen ist die Umprogrammierung der Stoffwechselkapazität von Krebszellen, um ihr Überleben zu erleichtern. In dem jetzt geförderteten DFG-Projekt „Intracellularly derived lysophosphatidic acid (LPA) and glycerophospholipid metabolism in ovarian cancer” werden vor allem Schlüsselproteine und deren Beitrag zur Krebsentwicklung analysiert.

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Kaspertheater mit Laborjournal

Satire von Jan Hengstler

1. Oktober 2021

Laborjournal steht nicht nur synonym für das täglich geführte Laborbuch, sondern es gibt auch ein Magazin mit diesem Namen. In diesem Magazin wird unsere Arbeitsgruppe regelmäßig auf die Schippe genommen, aus meiner Sicht faktenfrei – aber mit gewissem Unterhaltungswert. Hier kommentiere ich einige uns betreffende Elaborate dieses Magazins.

Wie ich zum Lieblingsschurken des Laborjournals wurde

Mit viel Eifer begleitet mich das Laborjournal seit mehr als fünfzehn Jahren mit inzwischen fast einem Dutzend sensationeller Enthüllungsstorys. Was war eigentlich der Auslöser, der mich zum Lieblingsschurken dieses Blatts gemacht hat? Ich denke, es begann schon 2008, als der Herausgeber des Laborjournals den Artikel „Unter Verdacht“ veröffentlichte (Ralf Neumann, Unter Verdacht, Laborjournal 12/2008). In diesem Artikel wird ein Kollege von mir verdächtigt, gegen das Stammzellengesetz verstoßen zu haben – harter Tobak, denn immerhin kann man dafür mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden. Dieser Artikel spart nicht mit Mutmaßungen im Stil der Boulevardpresse, man findet deftige Zitate wie „Im Dunkeln der Labore“ oder die Behauptung, besagter Kollege stelle nun „ein Imageproblem für die Community“ dar. Allerdings war an den Vorwürfen nichts dran. Ich habe damals den faktenfreien Laborjournal-Artikel auseinandergenommen (Hengstler Abstruse Vorwürfe gegen Jürgen Hescheler 12.12.2008). Auch die Staatsanwaltschaft fand, dass nichts an dem sogenannten Verdacht dran war und stellte das Verfahren ein. Dem Herausgeber des Laborjournals gefiel dieser Reinfall überhaupt nicht – ist es Zufall, dass seither mit zuverlässiger Regelmäßigkeit Verdachtsreportagen erscheinen, nun mit mir als Bösewicht? Kürzlich wurde sogar die Formulierung „Unter Verdacht“ wieder aufgewärmt (Eyecatcher auf der Titelseite: „Unter Verdacht – Publikationskonto aufpoliert“). Doch der Reihe nach.

Vom „toxischen Editor“, der Gefahren „trivialisiert“

Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte der investigative Journalismus des Laborjournals (damals noch in seiner englischsprachigen Ausgabe LabTimes, die inzwischen eingestellt wurde) mit dem Artikel „Do Toxic Editors Trivalize Hidden Hazards? Endocrine Disruptor Chemicals: Private Interests Involved?“ (LabTimes, 3-2014). Dort ist die Rede von „undeclared conflicts of interest“. Herausgeber toxikologischer Zeitschriften erhielten angeblich Geld von der Industrie und in diesem Zusammenhang wurden unter der Überschrift „Experts serving the industry“ drei offenbar besonders maligne Vertreter dieser unmoralischen Spezies aufgelistet, einer davon bin ich. Einziges Problem: Ich habe nie auch nur einen Cent von der Industrie bekommen, weder privat noch für meine Forschung – einen „undeclared conflict of interest“ habe ich beim besten Willen nicht. Damals dachte ich noch, es sei eine gute Idee, mit den Herausgebern des Laborjournals Kontakt aufzunehmen und eine Stellungnahme zu schicken. Doch das ging nach hinten los, denn die Herausgeber des Laborjournals haben meinen Text (Link zu meiner Original-Stellungnahme) stark verändert, aber trotzdem in Anführungszeichen gesetzt und meinen Namen daruntergeschrieben (Link zum Elaborat des Laborjournals), so dass der Eindruck entsteht, der Text sei von mir. Der Vorwand für die Verfälschung war, mein Text sei zu lang gewesen – auf die Idee, mich um eine gekürzte Version zu bitten, war man offensichtlich nicht gekommen. Doch war das der echte Grund?

Plagiatsaffäre des Laborjournals

Ein Grund für die Abänderung meines Artikels dürften meine Erläuterungen zu den Copy-and-paste-Plagiaten der Laborjournal-Redakteure gewesen sein, denn in besagtem Artikel (Labtimes 3-2014, S. 41) wurden ganze Textblöcke aus einem anderen Magazin wörtlich übernommen, ohne die kopierten Stellen zu kennzeichnen. In meinem Kommentar habe ich die plagiierten Stellen des Artikels aus dem Laborjournal den Passagen aus einem zuvor erschienenen Artikel eines anderen Journals gegenübergestellt, aus dem sie kopiert worden sind (Link Laborjournal-Plagiat). Wundersamerweise, wurde gerade diese Passage, welche das Auffinden der kopierten Passagen ermöglicht, aus meinem Kommentar gelöscht. Eine Antwort der Laborjournal-Herausgeber oder eine sonstige Reaktion auf das Plagiat hat es bis heute nicht gegeben. Wahrscheinlich ist es bei manchen Blättern des Mediendschungels nicht so unüblich, dass man voneinander abschreibt. Doch wenn das Laborjournal wissenschaftliches Fehlverhalten anderer thematisiert und es gleichzeitig nicht für nötig hält, auf ein Copy-and-paste-Plagiat im eigenen Blatt zu reagieren, dann ist es um die Glaubwürdigkeit nicht unbedingt ideal bestellt.

Eine weitere Motivation der Laborjournal-Redakteure für die Abänderung meines Kommentars dürfte sein, dass ich die Attacken des Blatts nicht so ernst nehme und eigentlich mit meinem Outlaw-Status als Laborjournal-Schurke kein Problem habe (das stimmt wirklich, schon als Kind habe ich mit Begeisterung das Monster gespielt und noch heute hege ich Sympathien für Bösewichte wie Frankensteins Kreatur oder die Hexe im Märchen😊). Der vom Laborjournal verfälschte und mir zugeschriebene Text vermittelt dagegen den unzutreffenden Eindruck, ich würde die Vorwürfe ganz bierernst nehmen, was ganz sicher nicht zutrifft.

Das Demeti

Auf diese Ungereimtheiten angesprochen, veröffentlichte der Laborjournal-Redakteur dann folgenden Nachfolgeartikel mit einem beeindruckenden U-Turn, wörtlich:

“The letter by Jan Hengstler is puzzling for several reasons, not least because it seems that he has not read my article very carefully (point 1). Nowhere in my 4,000-word text is there any accusation that he received financial payments from industry.” (Laborjournal 5/2014, S. 47)

Na ja, wenn man meinen Namen unter der Überschrift „Experts serving the industry“ auflistet, entsteht schon ein gewisser – wahrscheinlich auch nicht ganz unbeabsichtigter – Eindruck von Interessenskonflikten. So ganz überzeugt hat mich das Laborjournal-Dementi daher nicht.

Die Untersuchung

In einem weiteren 4-seitigen Artikel über mich (Laborjournal 5/2021 und Editorial hier) brachte Laborjournal unter anderem eine anonyme E-Mail mit dem Vorwurf, ich habe mein Publikationskonto aufpoliert, z.B. indem ich zu oft in den Archives of Toxicology veröffentliche, eine Fachzeitschrift, an deren Herausgabe ich mitarbeite. Außerdem würden nicht namentlich genannte „Mitarbeiter“ mich zu häufig zitieren; weiter: „Der Dortmunder Toxikologe Jan Hengstler erklärt, dass der Sachverhalt rund um die Vorwürfe gegen ihn wegen möglichen Fehlverhaltens jetzt extern untersucht wird.“ Hintergrund ist, dass ich als Mitherausgeber wie vorgesehen grundsätzlich immer die zuständige Ethikkommission („Research Integrity Group“ des Verlags) und die Ombudsperson unseres Instituts informiere, wenn es zu Vorwürfen im Zusammenhang mit meiner Arbeit als Herausgeber kommt. Wer dann die nachfolgende Untersuchung durchführt, erfahre ich nicht, aber nach einigen Wochen werde ich über das Ergebnis informiert. In diesem Fall war das Ergebnis der Untersuchung, dass an den Vorwürfen des Laborjournals nichts dran sei, was auch nur im entferntesten als wissenschaftliches Fehlverhaltenen interpretiert werden könnte und weitere Untersuchungen seien nicht vorgesehen. Eigentlich keine Überraschung, es wäre auch ein gewisser Abstieg in meiner Karriere als Laborjournal-Schurke gewesen, vom skrupellosen „Toxic editor“, der toxische Risiken trivialisiert, um die Menschheit zu vergiften (Link Laborjournal), zum harmlosen Pseudowissenschaftler, der sein „Publikationskonto aufpoliert“. Da hätte ich mir bei dieser Vorgeschichte doch etwas Dramatischeres erhofft – vielleicht darf es beim nächsten Mal etwas mehr sein 😊.

Vom Toxic Editor zur Pseudotoxikologie

Werden wir im Elaborat „Publikationskonto aufpoliert? Publikationsverhalten eines Dortmunder Toxikologen geprüft (Laborjournal 5/2021 und Editorial hier)“ noch kritisiert, weil zu häufig in einem toxikologischen Journal veröffentlicht wird, trifft der Laborjournal-Bannstrahl dann eine Kollegin aus unserer Arbeitsgruppe mit just dem gegenteiligen Vorwurf: „4200 Zitierungen verdankt sie einer Arbeit zum Proteom … (Science 347(6220): 1260419). Auch der am zweit-häufigsten zitierte Artikel … läuft unter Proteomic.“ Aber, aber „nur sechs ihrer Arbeiten sind in explizit toxikologischen Zeitschriften veröffentlicht und jeweils deutlich seltener zitiert – weshalb sie bei unserem Suchfilter eigentlich unter dem Radar bleibt, zumal auch die Adresse IfADo nicht toxikologisch klingt.“ (Laborjournal 4/2021). Mein Tipp an das Laborjournal: Bitte bei der nächsten Redaktionskonferenz eine Einigung herbeiführen, ob wir in die Pfanne gehauen werden sollen, weil wir zu wenig oder zu viel in toxikologischen Journalen publizieren 😊.

Immer wieder Aufregung über Bisphenol A

Unsere Arbeit zum Bisphenol A, Ausgangsstoff zur Herstellung von Kunststoffen, hat zu heftigen Angriffen seitens des Laborjournals geführt, sowohl wegen unserer Schlussfolgerung als auch wegen der Tatsache, dass meine Koautoren zum Teil in Behörden und der Industrie arbeiten (Link Laborjournal; Link Bisphenol A Artikel). Hintergrund ist, dass ich damals für die Beratungskommission der Gesellschaft für Toxikologie (die deutsche Fachgesellschaft) zuständig war. Die Gesellschaft für Toxikologie wählt bei ihrer Mitgliederversammlung Vertreter aus der akademischen Wissenschaft, Behörden und Industrie in eine Kommission, damit diese sich aktueller toxikologischer Fragen annimmt. Diese Zusammensetzung von Experten aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen ist beabsichtigt. Inhaltlich handelte es sich um eine Risikobewertung, bei der wir wie üblich untersuchten, ab welcher Dosis gesundheitliche Probleme auftreten und gegenüber welcher Dosis die Bevölkerung exponiert ist. In dieser Arbeit kamen wir zu der Schlussfolgerung, dass – auch wegen der relativ geringen Exposition – bei der allgemeinen Bevölkerung keine schädlichen gesundheitlichen Folgen durch Bisphenol A zu befürchten sind. Trotz anfänglicher Aufregung (beim Laborjournal; Link) wurde unsere Beurteilung inzwischen in der Fachwelt bestätigt. Später hat das Laborjournal hier allerdings eingelenkt und relativ neutral über meinen Standpunkt berichtet (Link).

Zitationen und Zahl der Publikationen: schräge Denkmuster

Neben den oben besprochenen Enthüllungsstorys und einem etwas matten, erstaunlicherweise kaum negativ eingefärbten Artikel über einen Wissenschaftspreis unserer Gruppe (Link Laborjournal) wurde ich immer wieder wegen meiner (unfreiwilligen!) Rolle als Zitate-König verballhornt (Link Zitationsrankings Toxikologie 2007, 2011, 2015, 2021). Für Uneingeweihte: die Redakteure des Laborjournals zählen, wie oft die Veröffentlichungen einzelner Wissenschaftler zitiert werden, daraus wird dann eine Rangliste erstellt und veröffentlicht. Ein Einverständnis von den betroffenen Wissenschaftlern, obwohl diese oft auch mit Bild exponiert werden, wurde zumindest in meinem Fall nicht eingeholt. D.h. der Name wird veröffentlicht, auch wenn man gar nicht auf dieser Liste stehen möchte. Doch problematisch ist, dass gleichzeitig der Eindruck vermittelt wird, die Anzahl von Publikationen und Zitierungen seien ein Wert an sich und entscheidend für Ruf und Karriere. Hierzu schreibt ein Laborjournal-Redakteur im Artikel „Brisante Chefsache“:

„Natürlich weiß auch der angesprochene Jan Hengstler […] um die Bedeutung der Anzahl von Publikationen und Zitierungen für Ruf und Karriere im aktuellen Wissenschaftssystem“ und führt außerdem aus, Zitierungen würden immer wertvoller, um Drittmittel zu bekommen (Laborjournal 5/2021).

Diese Aussage über Anzahl von Publikationen und Zitationen ist aus meiner Sicht grundfalsch. Vielmehr ist es möglich, mit relativ wenigen, sehr guten Publikationen einen Ruf zu bekommen, wenn diese Arbeiten etwas Spannendes, Neues aufzeigen. Kurz: der Inhalt zählt, Anzahl der Publikationen und Zahl der Zitierungen sind eine untergeordnete Formalität. Wenn wissenschaftliche Arbeiten nicht von guter Qualität sind oder wenn es an konzeptueller Neuigkeit mangelt, hilft auch kein „Aufpolieren“. Nun ist die Resonanz in Form von Zitationen nicht völlig irrelevant. Problematisch könnte es etwa sein, wenn das eigene Gesamtwerk ganz wenig oder überhaupt nicht zitiert wird, einfach weil es unbedeutend ist. Sobald aber die Publikationen einer Arbeitsgruppe gelesen und inhaltlich diskutiert werden, ist das völlig ausreichend. Wenn man sich einig ist, dass der Inhalt zählt, dann spielen die Zitationsrankings und der sonderbare Zahlenzauber des Laborjournals keine Rolle. Zum Glück, denn Forschung macht schließlich dann Spaß, wenn ich mich auf eine Frage stürzen kann, die ich spannend finde, um dann (hoffentlich) irgendwann die Antwort zu finden.

Das waren meine Kommentare zu 15 Jahren vernichtender Berichterstattung des Laborjournals. Fazit – auf dem absteigenden Ast 😊: vom toxischen Schurken mit krimineller Aktivität, der giftige Substanzen unter die Menschheit bringt, zum pseudotoxikologischen Aufschneider, der zwar in Journalen wie PNAS, Nature, Hepatology, Journal of Hepatology, etc. publiziert, und das auch noch durch Veröffentlichungen in einem obskuren Journal – den Archives of Toxicology – ‚aufpoliert‘, ist doch ein gewisser Abstieg erkennbar. Da ist noch Luft nach oben. Wir werden unsere negative Presse weiterhin fleißig sammeln und in 15 Jahren wieder kommentieren.


Neues Forschungsprojekt untersucht durch Toluol verursachte Schädigung des menschlichen Nervensystems

Toluol ist eines der am häufigsten verwendeten organischen Lösungsmittel, das in Farben, Verdünnern, Klebstoffen und als Zusatzstoff in Kosmetika verwendet wird. Das Wissen über die Mechanismen der Auswirkungen von Toluol auf die Gehirnfunktionen beim Menschen ist jedoch noch begrenzt. Auf Grund der häufigen Verwendung von Toluol am Arbeitsplatz wollen Forschende des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) die physiologischen, motorischen und kognitiven Auswirkungen sowie die Symptome beim Menschen mit Toloul-Kontakt genauer untersuchen.

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