1. Welche Tierversuche finden am IfADo statt?
Am IfADo werden Tierversuche ausschließlich mit Mäusen und Ratten durchgeführt. Im Jahr 2022 wurden 1640 Mäuse und 127 Ratten in Tierversuchen eingesetzt.
2. Warum finden Tierversuche am IfADo statt?
Tierversuche sind in der biomedizinischen Forschung noch immer unverzichtbar. Ohne Tierversuche würde es die meisten Medikamente nicht geben, die wir heute einsetzen. Am IfADo erforschen Toxikologinnen und Toxikologen, wie Substanzen unserer Gesundheit schaden können. Für das Erkennen toxischer Wirkungen von Chemikalien und die Ableitung von Grenzwerten zum Schutz von Beschäftigten sind Tierversuche von großer Bedeutung. Denn nur wenn die molekularen Grundlagen bekannt sind, können gesundheitliche Risiken von Substanzen bewerten werden. Daher führen wir Tierversuche mit Mäusen und Ratten durch. Gleichzeitig sind wir dazu verpflichtet, auf Tierversuche zu verzichten und Alternativen zu nutzen. Das tun wir, wann immer möglich.
Ein wesentliches Anliegen des IfADo besteht zudem darin, Alternativen zu Tierversuchen im Bereich der Toxikologie zu entwickeln. So werden am IfADo entwickelte Zellkultursysteme der Leber inzwischen weltweit eingesetzt. Hierdurch werden in toxikologischen Routineversuchen nicht nur Versuche an Ratten und Mäusen, sondern auch an Hunden, Schweinen und Affen ersetzt. In den 90er Jahren wurden viele Versuche noch am Tier durchgeführt, die heute durch die am IfADo entwickelten Kultursysteme ersetzt werden. 2019 wurde eine IfADo-Forscherin mit dem Tierschutzforschungspreis des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ausgezeichnet.
Aber noch sind nicht alle Tierversuche durch in vitro Systeme ersetzbar. Denn an Zellen in der Kulturschale kann bislang kaum untersucht werden, wie die Abläufe im Organismus mit seinen vielen Milliarden Zellen sowie zahlreichen Transport- und Stoffwechselwegen funktionieren. Zum Beispiel für chronische Versuche, in welchen Tiere über 28 Tage, drei Monate oder länger eine Prüfsubstanz erhalten, sind noch keine zuverlässigen Alternativmethoden verfügbar. Auch Entwicklungstoxizität (Schädigung vor der Geburt) kann zurzeit noch nicht zuverlässig genug in der Kulturschale bewertet werden. Das IfADo arbeitet daher daran, Methoden zu entwickeln, sodass in Zukunft auch diese Versuche ersetzbar sind.
Eine Schwierigkeit bei der Entwicklung von Kultursystemen besteht jedoch darin, dass Zellen in Kultur sich gegenüber Zellen in einem Organismus verändern. Dies kann zu falschen Schlussfolgerungen führen. Im schlimmsten Fall wird dann eine für den Menschen gefährliche Substanz fälschlich als harmlos eingestuft. Um dies zu verhindern und gute Alternativmethoden zu entwickeln, müssen die Ergebnisse des Kultursystems mit der Situation eines intakten Organismus verglichen werden. Dies ist der Grund, warum man für die erfolgreiche Entwicklung von Alternativen zunächst noch vergleichende Tierversuche braucht.
Um neueste Trends in der Bewertung von Tierversuchen und in der Entwicklung von Alternativmethoden aufzuzeigen, veranstaltet das IfADo schon seit zwölf Jahren ein Symposium, auf dem geladene Experten zu aktuellen Themen aus diesem Bereich vortragen und interessierten Besuchern damit aktuelle Informationen an die Hand geben. Für Studierende der Ruhr-Universität Bochum wird außerdem ein Laborpraktikum zu Alternativmethoden angeboten.
3. Wie sehen die rechtlichen Grundlagen für Tierversuche aus?
Forschung an Tieren ist in Deutschland durch eine Vielzahl an Gesetzen und Verordnungen geregelt. Zentral zu nennen sind das Tierschutzgesetz und die Tierschutz-Versuchstierverordnung. Tierversuche dürfen demnach nur durchgeführt werden, wenn sie wissenschaftlich unerlässlich sind, d.h. der verfolgte Zweck nicht durch andere Methoden oder Verfahren erreicht werden kann, der wissenschaftliche oder medizinische Nutzen im Gegensatz zu der Belastung der Versuchstiere höher ist, die Durchführenden über ausreichende Qualifikation verfügen und bestimmte Haltungs- und Pflegebestimmungen eingehalten werden. Damit keine Versuche doppelt durchgeführt werden, muss recherchiert werden, ob der Versuch bereits an einer anderen Einrichtung stattgefunden hat. Alle diese Punkte müssen in einem umfangreichen Tierversuchsantrag dargelegt werden. Die zuständige Behörde prüft diesen dann auch mithilfe von externen Expertengremien. Erst bei Erfüllung aller Auflagen erteilt die Behörde eine Genehmigung zur Durchführung eines Versuchs.
4. Unter welchen Bedingungen werden die Tiere gehalten?
Wir nehmen die hohe Verantwortung im Umgang mit den Versuchstieren sehr ernst. Tierversuche am IfADo werden nur nach Prüfung und Genehmigung durch die zuständigen Behörden (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, Recklinghausen) durchgeführt. Die Haltung der Tiere wird vom Veterinäramt der Stadt Dortmund regelmäßig überprüft. Wir legen somit viel Wert darauf, die Tiere unter möglichst guten Bedingungen zu halten. Zum Beispiel legen wir „Spielzeuge“ wie Röhren und Zellstoff zum Nestbau in die Käfige. Gefüttert werden die Tiere mit Pellets, deren Nährstoff- und Energiekonzentrationen speziell für diese Nagetiere entwickelt worden sind. Die Tiere bekommen so viel zu essen und zu trinken, wie sie möchten. Zudem werden die benötigten Versuchstiere eigens zu Versuchszwecken gezüchtet und nicht der freien Wildbahn entnommen.
5. Wer ist Ansprechpartner für das Thema?
Aufgrund hitziger Debatten und teilweise inakzeptabler Anfeindungen haben viele Forschende Bedenken, das Thema Tierversuche öffentlich zu besprechen. Wir möchten den Dialog mit der Öffentlichkeit jedoch fördern, indem wir für Transparenz sorgen. Wir bekennen uns daher als außeruniversitäres Forschungsinstitut, welches aus öffentlichen Mitteln gefördert wird, zu einem transparenten Umgang mit der Öffentlichkeit. Die Ergebnisse der Tierversuche des IfADo werden veröffentlicht (http://www.ifado.de/aktuelles-publikationen/publikationen/) und Zusammenfassungen sämtlicher Tierversuchsvorhaben aus Deutschland (inklusive der des IfADo) können unter www.animaltestinfo.de eingesehen werden. Bei Fragen zu unserer Tierhaltung können Sie sich gerne an uns wenden:
Dr. Wolfram Föllmann (Tierschutzbeauftragter), foellmann@ifado.de
Prof. Jan G. Hengstler (Versuchsleiter), hengstler@ifado.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, pressereferat@ifado.de
Stand: April 2023
Die IfADo-FAQs (häufig gestellte Fragen) können Sie auch hier herunterladen (Stand: Mai 2020).
Weitere Informationen zum Thema Tierversuche im Allgemeinen finden Sie auch hier: https://www.tierversuche-verstehen.de/
Die Leibniz-Gemeinschaft hat eine Website zum Thema „Forschung an Tieren“ veröffentlicht: www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/leibniz-integritaet/forschung-an-tieren.html