Leitung Forschungsgruppe
Stress findet an der Schnittstelle zwischen Geist und Körper statt und umfasst die Ausschüttung diverser Stresshormone in Folge von psychischer Belastung. Akuter Stress führt so zu kurzfristigen Änderungen im Erleben und Verhalten. Eine dauerhafte Exposition in Form von chronischem Stress hat gesundheitsschädliche Folgen mit einem breiten Spektrum an psychischen und körperlichen Symptomen. Arbeit birgt ein hohes Potential für chronischen Stress, da sie einen Großteil des Lebens ausmacht und außerdem die Basis wirtschaftlicher Sicherheit ist. Digitalisierte Arbeitsumgebungen bieten hier zwar neuartige Möglichkeiten stressgerechter- und reduzierender Arbeitsgestaltung, sie bergen jedoch auch das Risiko zusätzlicher psychischer Belastungen.
Der Bereich Stress und Arbeitsgestaltung untersucht auf Basis laborexperimenteller sowie angewandter Forschung grundlegende Mechanismen der Stressentstehung, -wirkung und -chronifizierung, von der psychobiologischen Ebene bis hin zu simulierten und realen Arbeitsumgebungen in verschiedenen Branchen wie Gesundheit, Kultur und Logistik. Die gewonnenen Erkenntnisse werden genutzt, um Gestaltungsentscheidungen zu unterstützen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden von Arbeitnehmenden fördern.
Der Themenbereich gliedert sich in drei Schwerpunkte:
Experimentelle Psychophysiologie
Dieser Bereich untersucht Stress als psychobiologisches Phänomen: Zentralnervöse Prozesse führen zur Ausschüttung von Stresshormonen im Körper, wodurch eine Vielzahl neurokognitiver, affektiver, metabolischer und immunologischer Veränderungen in Gang gesetzt werden, die sich kurz- und langfristig auswirken. Durch kontrollierte Stressinduktion und Messung zentralnervöser und peripherphysiologischer Indikatoren werden diese Prozesse laborexperimentell analysiert. Im Fokus stehen dabei Effekte endogener Stresshormone auf kognitiv-emotionale Prozesse, ihre Bedeutung für die Erfüllung von Arbeitsanforderungen sowie mögliche Implikationen für eine stressgerechte Gestaltung von Arbeit. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Erforschung von interindividuellen Faktoren und kausalen Mechanismen, die zur Entstehung von chronischem Stress und Gesundheitsrisiken führen.
Mensch-Maschine-Interaktion
Die fortschreitende Digitalisierung führt zu bedeutenden Veränderungen der Arbeitswelt. Digitalisierte Arbeitsumgebungen zeichnen sich durch eine hohe Informationsdichte, Techniken der virtuellen und erweiterten Realität sowie den zunehmenden Einsatz von selbstlernenden und autonomen Systemen aus. Diese Komplexität erfordert es, Kriterien zur humanzentrierten Gestaltung intelligenter Unterstützungssysteme zu erarbeiten, die sich an die mentalen Fähigkeiten und Bedürfnisse des Menschen anpassen. Die diesbezügliche Forschung erfolgt zum Teil in enger Zusammenarbeit mit der Industrie und wird im Kontext von anwendungsorientierten Drittmittelprojekten durchgeführt.
Nachwuchsgruppe Arbeitsstress
Leitung: Dr. Yannick Metzler
Stress am Arbeitsplatz manifestiert sich oft langfristig und variiert über verschiedene Organisationsebenen hinweg, und ist außerdem geprägt durch das Zusammenspiel multipler Stressoren innerhalb eines komplexen Wirkungsgefüges.
Die Nachwuchsforschungsgruppe untersucht psychische Belastung bei der Arbeit, insbesondere im Rahmen an-gewandter Arbeitssicherheit. Ebenso die Auswirkungen moderner Arbeitsformen wie Interaktionsarbeit und algorithmisches Management auf den Menschen und die damit verbundenen Folgen für eine menschenzentrierte Arbeitsgestaltung. Die Gruppe konzentriert sich auf die Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis, mit dem Ziel zu prüfen, ob theoretische Erkenntnisse in praktischen Arbeitsumgebungen Bestand haben. Ein Hauptziel ist es, ein tieferes Verständnis für das Belastungs- und Beanspruchungserleben von Beschäftigten im Zusammenspiel zwischen organisatorischen, tätigkeitsbezogenen und individuellen Faktoren zu gewinnen. Dies umfasst die Weiterentwicklung von Gefährdungsbeurteilungen im Arbeits- und Gesundheitsschutz, den Einsatz moderner Methoden des maschinellen Lernens sowie die Evaluation von Interventionen zur Reduzierung psychischer Belastung.
Die Forschung erstreckt sich auf eine Vielzahl realer Arbeitsumgebungen, einschließlich Industrie, Kultur und Logistik. Durch die Kombination von Feldforschung mit quantitativen, qualitativen und experimentellen Ansätzen, streben die Forschenden eine effektivere Integration theoretischer Erkenntnisse in praktische Anwendungen an.