Stress lass nach: IfADo eröffnet neues Forschungslabor

Zu viel Stress kann krank machen. Um das zu vermeiden, wird am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) ab sofort in einem speziellen Stresslabor geforscht. Mithilfe von kaltem Wasser an den Füßen wird eine Stressreaktion ausgelöst. Die Forschenden möchten so besser verstehen, wie Stress unsere geistige Leistungsfähigkeit und gesundheitsrelevante Prozesse beeinflusst. Das neue Labor wurde mit Maschinenbau-Expertinnen und Experten der Fachhochschule Dortmund und des Pumpenherstellers WILO SE gebaut.

Wir schwitzen, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt: Unter Stress passt sich der Körper an, um uns zu schützen. Diese Stressreaktion wird im Gehirn ausgelöst: Der Hypothalamus als Stresszentrum aktiviert das sympathische Nervensystem. Es steuert die wichtigsten Organe und sorgt dafür, dass u.a. Adrenalin ausgeschüttet wird. Die Reaktion läuft automatisch, innerhalb von Sekunden ab.

Einige Minuten länger braucht die zweite Reaktion: Das Stresszentrum des Gehirns produziert Botenstoffe. Über verschiedene Schritte wird dann das Stresshormon Cortisol freigesetzt. Cortisol trägt dazu bei, dass der Körper seine Alarmhaltung wieder verlassen kann. So verändern die Stresshormone unsere Gehirn- und Immunaktivität.

Im neuen Stresslabor am IfADo untersuchen Forschende nun diese komplexe Stressreaktion des Körpers. Sie möchten verstehen, wie Stress das Immunsystem und die Prozesse im Gehirn beeinflusst. Zudem suchen sie Antworten auf die übergeordnete Frage, warum Personen unterschiedlich mit denselben Stressoren umgehen und welche Faktoren dazu beitragen, dass Stress zu einem Dauerzustand wird.

Wie reagieren Personen, wenn sie "kalte Füße" bekommen?

Im Stresslabor wird ein bereits etabliertes Verfahren zur Stressinduktion – der „Kaltwasser-Stresstest“ – vollständig automatisiert. Am Boden befinden sich zwei Wannen für die Füße. Während die Versuchsperson kognitive Aufgaben am PC bearbeitet, wird mehrmals Wasser in die Wannen gepumpt (s. Video). In der Kontrollbedingung ist dies körperwarmes Wasser. In der Stressbedingung werden die Teilnehmenden jedoch durch vier Grad kaltes Wasser für kurze Zeit gestresst. Während des Versuchs wird die Hirnaktivität sowie Blutdruck und Puls gemessen. Zudem wird die Konzentration von Stresshormonen wie Cortisol und bestimmten Immunparametern über Speichelproben zu verschiedenen Zeitpunkten erfasst.

„Wir möchten zum Beispiel verstehen, wie Stress unsere Fähigkeit beeinflusst, Informationen zu verarbeiten und aufmerksam zu sein. Anders als im Alltag können wir im Labor die Stresssituation kontrollieren und die Reaktionen der Versuchspersonen vergleichen. Denn jeder ist demselben Stressor ausgesetzt und es gibt keine Ablenkung. Zudem können wir durch kontinuierlichen Messungen zeitlich präzise Aussagen treffen, was während der ersten, schnellen Stressreaktion in Gehirn und Körper passiert und welche Effekte erst später einsetzen“, erklärt IfADo-Psychologe Dr. Mauro Larrá. Er leitet das neue Stresslabor.

Gemeinsam gegen Stress: Kooperation mit FH Dortmund und WILO SE

Bei der Errichtung des Stresslabors hat der Fachbereich Maschinenbau der FH Dortmund unter Leitung von Prof. Dr. Ruth Kaesemann mitgewirkt. Der Dortmunder Pumpenhersteller WILO SE hat das Pumpsystem gespendet.

„Wir wollen mit unserer Forschung dazu beitragen, die negativen Gesundheitsfolgen durch chronischen Stress zu reduzieren sowie Arbeitsumgebungen so zu gestalten, dass wir auch in stressigen Phasen sicher und effizient arbeiten können. Das geht nur mit einem starken Team aus Forschung und Anwendung“, sagt Prof. Dr. Edmund Wascher, IfADo-Direktor und Leiter des Forschungsbereichs Ergonomie.

Prof. Dr. Ruth Kaesemann, Prof. Dr. Edmund Wascher, Dr. Mauro Larrá, Gero Böhmer, Prof. Dr. Gerhard Rinkenauer (v.l.n.r.). Foto: IfADo
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Edmund Wascher
Leitung Fachbereich Ergonomie
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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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