COVID-19: Wie eine Pandemie den Schlafrhythmus verändert

Kontaktbeschränkungen, Homeoffice, Quarantäne: Um die Verbreitung des Coronavirus einzuschränken, hat sich im Alltag einiges verändert. So eine Krise kann uns gesundheitlich belasten und etwa unser Schlafverhalten beeinflussen. Forschende des IfADo haben zusammen mit einem Team der Shahid Beheshti Universität (Teheran/Iran) untersucht, wie sich die Coronakrise auf den Schlaf von gesunden Personen in Teheran auswirkte. Das Ergebnis: Der normale Schlafrhythmus war durch die Corona-bedingten Änderungen im Alltag aus dem Takt geraten. Die Teilnehmenden gaben zudem an, schlechter schlafen zu können.

Decke und Kissen Symbilolbild

Rund ein Drittel unseres Lebens schlafen wir. Dabei ist Schlaf elementar für das Wohlergehen und die Erholung. Ist unser natürlicher Schlaf-Wach-Rhythmus gestört und schlafen wir in Folge zu wenig oder schlecht, kann das unserer körperlichen und mentalen Gesundheit empfindlich schaden. Das Risiko von etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen oder Depressionen kann steigen, wenn unsere innere Uhr und damit unser Schlafverhalten längerfristig gestört werden.

Ein internationales Forschungsteam um den IfADo-Neurowissenschaftler Dr. Ali Salehinejad hat untersucht, wie sich der durch das Coronavirus stellenweise stark eingeschränkte Alltag auf das Schlafverhalten von Personen aus Teheran auswirkte.

Die Forschenden haben dafür im April eine Online-Befragung mit 160 gesunden Personen aus Teheran durchgeführt, die sich seit mindestens einem Monat in Heimquarantäne befanden. In dieser Zeit wurden die meisten betroffenen Städten im Iran abgeriegelt, auch Teheran. Viele Arbeitsstätten wurden geschlossen, das öffentliche Verkehrssystem gestoppt, Beschränkungen für den Aufenthalt im Freien verhängt und Menschen befanden sich in Quarantäne.

Abgefragt wurden verschiedene Aspekte: Die Teilnehmenden mussten unter anderem ihre Schlafqualität und -dauer beurteilen, wie lange sie zum Einschlafen und Aufstehen brauchten und ob sie Medikamente zur Verbesserung der Schlafqualität einsetzten. Darüber hinaus wurde der individuelle Chronotyp gemessen, um zu sehen, ob verschiedene Typen (Morgen- vs. Abend-Typen) unterschiedlich von den Coronamaßnahmen betroffen waren. Jeder Schlafparameter wurde sowohl für die Zeit der häuslichen Quarantäne als auch für die Zeit vor Beginn des Lockdowns von den Teilnehmenden individuell bewertet.

Veränderter Rhythmus wirkt sich negativ auf Schlafqualität aus

Das Forschungsteam verglich die Daten für die Zeit vor der Quarantäne mit denen während der Quarantäne. Das Ergebnis: Die Heimquarantäne wirkte sich sowohl auf die Schlafquantität als auch auf die Schlafqualität der Teilnehmenden negativ aus. Die Schlafgewohnheiten veränderten sich beispielsweise während der Quarantäne drastisch: Alle Teilnehmenden, einschließlich der Morgen-, Abend- und neutralen Chronotypen, gaben an, während der Isolation später ins Bett zu gehen und später aufzustehen. Sie brauchten auch mehr Zeit zum Einschlafen und nahmen häufiger als normal Schlafmittel. Zudem bewerteten alle Teilnehmenden ihre Schlafqualität als signifikant schlechter während der Isolation. Viele fühlten sich am Morgen weniger erholt oder waren im Laufe des Tages müde.

Originalpublikation:
Salehinejad, M. A., Majidinezhad, M., Ghanavati, E., Kouestanian, S., Vicario, C. M., Nitsche, M. A., Nejati, V.: Negative impact of COVID-19 pandemic on sleep quantitative parameters, quality, and circadian alignment: Implications for health and psychological well-being. EXCLI Journal, 2020.
Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Mohammed Ali Salehinejad
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Ardeystrasse 67 Dortmund Nordrhein-Westfalen DE 44139
Presse Kontakt:
Verena Kemmler
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ardeystrasse 67 Dortmund Nordrhein-Westfalen DE 44139

Zurück