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Forschungsdatenmanagement

Grundsätze zum Umgang mit Forschungsdaten am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo)

Forschungsdaten sind sowohl Produkte der wissenschaftlichen Arbeit als auch Grundlagen des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns. Durch moderne Untersuchungs­methoden lassen sich Forschungsdaten zu komplexen Zusammenhängen gewinnen, die vertiefte Erkenntnisse für Wissenschaft und Gesellschaft erlauben. Dabei nimmt das Volumen und die Komplexität der gewonnenen Forschungsdaten stetig zu. Eine wesentliche Bedeutung kommt daher dem qualitätsgesicherten Forschungsdatenmanagement zu, das am IfADo durch die Organisationseinheit Forschungsdatenmanagement sichergestellt wird. Das Datenmanagement erfolgt dabei entsprechend den Grundsätzen zum Umgang mit Forschungsdaten am IfADo.

Präambel

Das IfADo bekennt sich im Umgang mit Forschungsdaten zu den von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen 2010 verabschiedeten Grundsätzen zur nachhaltigen Nutzung von Daten aus öffentlich geförderter Forschungsarbeit. Im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit Forschungsdaten, zur Sicherstellung einer guten wissenschaftlichen Praxis und zur Förderung des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns werden folgende Grundsätze festgelegt:

1. Sicherung und Zugänglichkeit

Die Sicherung und Verwaltung der Forschungsdaten am IfADo erfolgen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben und Regeln guter Wissenschaft und berücksichtigen die FAIR Prinzipien, nach denen Forschungsdaten auffindbar, zugänglich, interoperabel und nutzbar (findable, accessible, interoperable, reusable) zu sein haben. Alle am IfADo tätigen Forschenden sind verpflichtet, die Primärdaten ihrer Forschung sicher zu speichern, diese gemäß den im jeweiligen Fachgebiet etablierten Regelungen und Standards aufzubereiten, dabei verwendete Werkzeuge und Verfahren zu dokumentieren und zusammen mit den Forschungsdaten langfristig aufzubewahren. Die Verantwortung dafür trägt die forschende Person, die das Forschungsprojekt leitet. Anderen, nicht direkt am Projekt beteiligten Forschenden des Instituts und Gastwissenschaftler:innen wird der Zugang zu den Forschungsdaten des IfADo zum Zwecke der sekundäranalytischen Nutzung ermöglicht. Dabei liegt es in der Verantwortung des projektleitenden IfADo-Angehörigen, wann und zu welchen Bedingungen Forschungsdaten zugänglich gemacht werden.

Das IfADo strebt darüber hinaus eine Zugänglichkeit von Forschungsdaten und wissenschaftlichen Publikationen im Sinne der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen an. Die Umsetzung von zukünftigen Open Source Ansätzen findet in enger Kooperation und Abstimmung mit der "Leibniz Data Zentralstelle" statt und schließt die Nutzung interner und externer Forschungsdaten-Repositorien ein. Die wissenschaftlichen und rechtlichen Interessen der Forschenden, der Schutz personenbezogener Daten, des Urheberrechts und der berechtigten Interessen Dritter wird gewährleistet.

2. Unterschiede der wissenschaftlichen Disziplinen

Beim Zugang und Austausch von Forschungsdaten zwischen den Fachdisziplinen werden der Multidisziplinarität des IfADo und der damit einhergehenden Heterogenität der am IfADo generierten Daten Rechnung getragen. Dies betrifft sowohl die Speicherung von Forschungsdaten auf unterschiedlichen Aggregationsstufen (wie Primärdaten und abgeleitete Daten) wie auch die ausführliche und leicht nachvollziehbare Dokumentation anhand von Metadaten und eine hohe Flexibilität der Datenspeicherung und des Datenzugangs.

3. Wissenschaftliche Anerkennung

Das IfADo erkennt den Wert, der sich aus der nachhaltigen Nutzung von Forschungsdaten durch die Bereitstellung und den Datenaustausch zwischen den Disziplinen für die Wissenschaft als Ganzes ergibt. Das IfADo ermutigt seine Forschenden zur Publikation von Forschungsdaten und berücksichtigt diese Aktivitäten bei der Leistungsbewertung.

4. Lehre und Qualifizierung

Den Forschenden am IfAdo wird ein angemessenes Ausbildungs- und Beratungsangebot zum Datenmanagement bereitgestellt. Dies betrifft zum einen die Unterstützung beim Zugang zu Forschungsdaten auf Eingabe- wie Ausgabeseite. Dazu wird bei der Datenspeicherung besonderes Augenmerk auf Einfachheit, Flexibilität, Nutzbarkeit, Standardisierung und Operabilität gelegt. Zum anderen wird den Forschenden Unterstützung auf allen Ebenen des Datenmanagements, insbesondere bei der Erstellung von Datenmanagementplänen zu Beginn individueller Vorhaben gewährt.

5. Verwendung von Standards

Zur sachgerechten Nutzung von Forschungsdaten verpflichten sich die Forschenden, diese in standardisierter Form bereitzustellen, zu dokumentieren und mit Metadaten versehen zu speichern. Dies betrifft in besonderem Maße die interdisziplinäre Datennutzung. Dazu werden Standards, Metadatenkataloge und Registries entsprechend den in der Disziplin üblichen Formaten und unter Berücksichtigung fachspezifischer Anforderungen entwickelt und implementiert. Die Regeln zur Nutzung der Forschungsdaten am IfADo sowie zur Partizipation und Kooperation von datengenerierenden und datennutzenden Forschenden am IfADo werden vom Direktorium in einer Leitlinie und einer supplementären Handlungsempfehlung als Ergänzung zu den hier beschriebenen Grundsätzen zum Umgang mit Forschungsdaten festgeschrieben und in Prozeduren zum Zugang zu den Forschungsdaten implementiert.

6. Entwicklung von Infrastrukturen

Die Forschungsdaten des IfADo werden langfristig in geeigneten vertrauenswürdigen internen und/oder externen Datenregistries archiviert. Ein nachhaltiges Forschungsdatenmanagement wird am IfADo durch eine institutsübergreifende Organisationseinheit Forschungsdatenmanagement gewährleistet. Das Forschungsdatenmanagement übernimmt technische, organisatorisch-administrative sowie beratend-unterstützende Aufgaben im Zusammenhang mit der Entwicklung und dem Unterhalt von Infrastrukturen und Prozeduren zur Verwaltung von Forschungsdaten am IfADo. Es stellt Dateningest und -speicherung sicher und regelt den Zugriff und die Nutzung der Daten. Die Arbeit des Forschungsdatenmanagements unterliegt der vom Direktorium verabschiedeten Leitlinie und ergänzenden Handlungsempfehlung, welche die Implementierung und Sicherstellung der Datenverwaltung regelt. Dem Forschungsdatenmanagement gehören jeweils eine Vertretung aus den vier Fachbereichen, die:der Datenschutzbeauftragte sowie eine Vertretung aus dem IT-Bereich und der Bibliothek an.

7. Leitlinie für das Forschungsdatenmanagement

Präambel

Ein sinnvolles Forschungsdatenmanagement dient der bestmöglichen Nutzung und Sicherstellung der Qualität der Daten eines Forschungsprojekts. Zusammen mit Maßnahmen zur Erhaltung und Pflege von Forschungsdaten (Data Preservation) bildet Forschungsdatenmanagement die Grundlage einer langfristigen Nutzbarkeit der Daten und der Zugänglichmachung des Datensatzes für die Öffentlichkeit sowie die wissenschaftliche Forschungslandschaft (Data Sharing) und stellt damit einen bedeutenden Wertschöpfungsprozess dar. Forschungsdatenmanagement und Data Sharing verbessern den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, fördern ein strukturiertes Vorgehen bei komplexen Forschungsvorhaben und dienen der Einhaltung guter wissenschaftlicher Praxis und der Richtlinien von Förderorganisationen. Dabei unterstützt das IfADo die Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen entsprechend dem Leitbild ‘Open Science‘ der Leibniz-Gemeinschaft sowie den DFG-Kodex zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis.

Ausgehend von der Feststellung, dass das IfADo die Entscheidungshoheit über alle am Institut erhobenen Daten besitzt, präzisiert die vorliegende Leitlinie für das IfADo die Grundsätze zum Umgang mit Forschungsdaten entsprechend den Empfehlungen der DFG und der Leibniz-Gemeinschaft und soll den Forschenden am IfADo die wichtigsten Aspekte des Forschungsdatenmanagements vermitteln. Die hiermit einhergehenden Handlungsempfehlungen zum Forschungsdatenmanagement sollen die Forschenden bei der Erstellung eines Datenmanagementplans zu ihrem jeweiligen Forschungsprojekt sowie in den einzelnen Stufen des Lebenszyklus von Forschungsdaten unterstützen.

Definition

Forschungsdaten sind alle (hauptsächlich digitalen) Daten, die vor und während eines Forschungsvorhabens anfallen. Sie können in einer Vielzahl an Formen und Formaten vorliegen.

Forschungsdatenmanagement beinhaltet die Planung der Datenerhebung, die Aufbereitung, Dokumentation und ihre (langfristige nachhaltige) Aufbewahrung einschließlich der Regelung und Gewährleistung des Zugangs zur Nachnutzung bzw. Löschung.

Geltungsbereich/Verantwortlichkeit

Diese Leitlinie für das Management von Forschungsdaten richtet sich an alle Forschenden des IfADo. Die Verantwortung dafür tragen die Leitungen der Fachbereiche, zentralen Einrichtungen, wissenschaftlichen Arbeits- und Nachwuchsgruppen sowie von Forschungsprojekten. Im Falle von Drittmittelprojekten sollte, soweit möglich, diese Leitlinie berücksichtigt werden. Spezifische Vereinbarungen bei Drittmittelprojekten in Bezug auf das Forschungsdatenmanagement haben Vorrang vor dieser Leitlinie.

Datenmanagementplan

Grundlage erfolgreichen Datenmanagements ist der Datenmanagementplan. Dieser soll zu Beginn eines Forschungsprojekts erstellt werden und umfasst Maßnahmen, die bei den unterschiedlichen Phasen eines Forschungsprojekts durchzuführen sind.

Standardisierung

Die Erhebung der Daten, ihre Auswertung und Beschreibung erfolgt nach einschlägigen fachlichen Standards und wird entsprechend im Datenmanagementplan dokumentiert. Um auf die Daten und deren Bestandteile zu verweisen, sollten soweit möglich ‘persistent identifiers‘ (z.B. DOI) verwendet werden.

Unterstützungsangebote am IfADo

Das nachhaltige Management von Forschungsdaten erfordert die organisatorische und techni-sche Abstimmung mit verschiedenen Akteuren im Institut. Ansprechpartnerin für allgemeine und organisatorische Fragestellungen sowie die Publikation von Forschungsdaten ist die Bibliothek. Diese bietet Beratung u.a. zur Verwendung geeigneter Repositorien, von Metadaten und Ontologien, sowie zu ‚Persistent Identifier‘ (z.B. DOI) und Lizenzfragen (‘so offen wie möglich, so geschlossen wie nötig’). Überdies leitet sie die für das Datenmanagement Verantwortlichen bei spezifischen Fragen an Kontakte in den Fachbereichen Psychologie & Neurowissenschaften, Ergonomie, Toxikologie und Immunologie oder weitere Anlaufstellen weiter. Dies sind gegenwärtig nach Themenfeldern geordnet:

  • Daten-Speicherung und –Archivierung, sowie lokale IT / Serverstruktur (EDV)
  • Datenmanagementplan (Leitung Dortmunder Vitalstudie / die bzw. der Datenschutzbeauftragte)
  • Datenschutz (die bzw. der Datenschutzbeauftragte)
  • Fragen zu Ethik und ‚Guter wissenschaftlicher Praxis‘ (Ombudspersonen)

Detaillierte Angaben enthalten die Handlungsempfehlungen zum Forschungsdatenmanagement. Weitere Konkretisierungen mit Vorlagen und Beispielen sowie Hinweisen zu Grundlagen und Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema Forschungsdatenmanagement finden sich in Form eines Wiki im Intranet des IfADo.

Gültigkeit

Diese Leitlinie trat per Vorstandsbeschluss zum 01.07.2019 in Kraft und wird alle 4 Jahre durch die Organisationseinheit Forschungsdatenmanagement im Einvernehmen mit dem Vorstand des IfADo überprüft und aktualisiert bzw. fortgeschrieben. Die aktuelle Version wurde am 12.06.2023 verabschiedet.

Dortmund, den 12.06.2023